Das kurfürstliche Schloss Augustusburg und das Jagdschloss Falkenlust zählen zu den bedeutendsten Bauwerken des Spätbarocks und Rokoko im Rheinland. An der Ausgestaltung der repräsentativen Bauten waren viele namhafte Künstler aus Österreich, Bayern, Italien und Frankreich – darunter zum Beispiel auch Balthasar Neumann – beteiligt.
Schloss Augustusburg, zwischen Bonn und Köln gelegen, wurde ab dem 1725 als Residenz für Kurfürst Clemens Augustus errichtet. Johann Conrad Schlaun, Francois de Cuvilliés und Dominique Girard schufen hier ein überzeugendes Gesamtkunstwerk, das den Stilwandel vom Barock zum Rokoko auf eindrucksvolle Weise dokumentiert. Die Ausstattung der prunkvollen Repräsentationsräume ist von erlesener Qualität. Das Gartenareal, zu dem hin sich alle Räume öffnen, verleiht der Residenz den Charakter eines Lustschlosses.
Das ab 1729 nach Plänen von Cuvilliés und Leveilly erbaute Schloss Falkenlust diente der Falkenjagd des Kurfürsten. Die Räumlichkeiten haben eher privaten Charakter, sind jedoch nicht weniger prächtig ausgeführt.(1)
(1) Bildband: Das Erbe der Welt.Die Kultur- und Naturmonumente der Erde nach der Konvention der UNESCO.aktualisierte Auflage.München: Kunth Verlag, 2016.
Die Schlösser Augustusburg und Falkenlust liegen in der Stadt Brühl im Rheinland. Das Schloss Augustusburg befindet sich im Osten der Stadt, es ist mit dem Jagdschloss Falkenlust durch eine Allee durch den weitläufigen Schlosspark verbunden.
Beide Schlösser gehören zu den bedeutendsten Bauwerken des Barocks und Rokokos in Deutschland. Seit 1984 sind sie mit dem Schlosspark UNESCO-Welterbestätten.
Brühl_Flyer_709Brühl verbinden sehr viele nur mit Phantasialand, dabei hat Brühl viel mehr zu bieten. An einem schönen Frühlingstag Ende März habe ich mich in Richtung Rheinland aufgemacht. Ein wenig im Internet recherchiert und voller Freude auf schöne Fotos ging’s los. Aber man soll sich nicht zu früh freuen. In den Schlössern darf man nicht fotografieren. Als Begründung muss mal wieder der Denkmalschutz herhalten.
Kein Blitzlicht, das kann ich ja noch nachvollziehen, aber ein generelles Verbot halte ich bei einem Weltkulturerbe für nicht angebracht. Wenn dann wenigstens eine Auswahl von Fotos oder Postkarten mit den wichtigsten Motiven erhältlich wäre, aber auch hier war die Auswahl sehr bescheiden und wird wohl eher als zusätzliche Einnahmequelle angesehen. 18 Räume kann man bei der großen Führung besichtigen, da würde ich es begrüßen, wenn von jedem dieser Räume eine Postkarte vorrätig wäre. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Besichtigung nur im Rahmen einer Führung möglich ist. Damit kann ich leben, zumal darauf im Internetauftritt der Schlösser Brühl aufmerksam gemacht wird. Ein Hinweis, dass man nicht fotografieren darf, fehlt allerdings! Kommen deswegen weniger Besucher, ich glaube es nicht, allerdings trübt es die Freude vor Ort…
Schloss Augustusburg
Ich hatte mich dennoch entschlossen an der sogenannten “Großen Führung” teilzunehmen und den Aufpreis von 3,50 EUR zum Kombiticket von 13,00 EUR bezahlt. Für Einzelgäste findet diese an den Wochenenden und Feiertagen um 10:45 Uhr, 12:45 Uhr und 15:15 Uhr statt. Die normalen Führungen finden laufend innerhalb der Öffnungszeiten statt, Wartezeiten von bis zu 30 Minuten sind allerdings möglich.

In diesen geführten Rundgang wird neben den üblicherweise gezeigten 18 Prunkräumen das sogenannte Gelbe Appartement einbezogen. Dieses Appartement war eine der ersten fertiggestellten Raumfolgen des Schlosses und stand Kurfürst Clemens August bereits in den 1730er-Jahren als Wohnquartier zur Verfügung.
Vielleicht lag es an der frühen Zeit, aber an der Großen Führung nahmen nur 3 Personen teil, so hatte es was von einer Privatführung durch das Schloss, was ich als sehr angenehm empfand. Unter kompetenter Leitung wurden uns alle zugänglichen Räumlichkeiten ausführlich erklärt, alle Fragen umfassend beantwortet, dafür nochmals herzlichen Dank!
Die Hauptattraktion ist das Treppenhaus. Balthasar Neumann schuf 1740 bis 1746 das Treppenhaus, das als eine der Hauptschöpfungen des deutschen Barocks gilt. Johann Heinrich Roth führte die abschließenden Innenarbeiten durch. Der Gardensaal im ersten Obergeschoss ist mit gelbem und grünem Stuckmarmor ausgeschmückt und durch Pilaster gegliedert. Das Deckenfresko ist von Carlo Carlone. Die gesamte Gestaltung des Raumes dient dem Ruhm des Hauses Wittelsbach. Von Carlo Carlone stammt auch das Deckengemälde im Treppenhaus, in dem an der Hauptschauwand der Fürstbischof Clemens August mit einer goldenen Büste verherrlicht wird. Die Stuckarbeiten stammen von Giuseppe Artario, Carlo Pietro Morsegno und Joseph Anton Brillie. Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Treppenhaus wurde unter Mithilfe polnischer Restauratoren wiederhergestellt.
Auf der Seite von Reality Zoom gibt eine beeindruckende 360° Aufnahme; das Projekt ist eine Auftragsarbeit für den Tourismus NRW e.V., veröffentlicht unter
http://www.nrw-tourismus.de/panoramen/bruehl_1_2_0s/bruehl.html
Anschauen lohnt sich auf jeden Fall!
Schlosspark Brühl
Der Park von Schloss Augustusburg in Brühl, der zusammen mit den baulichen Anlagen bereits 1984 in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen wurde, stellt ein Denkmal der Gartenkunst von international anerkanntem Rang und dar. Schlösser und Gärten in Deutschland eiferten seinem Vorbild nach. Die barocke Gartenanlage schuf Dominique Girard nach französischem Vorbild ab 1728. Sie ist auf Grund sachgemäßer Restaurierung und Pflege heute eine der authentischsten Gartenanlagen des 18. Jahrhunderts in Europa.
Jetzt im Frühjahr vielleicht noch etwas trostlos, im Sommer, wenn alles bepflanzt und begrünt ist, sicherlich sehr angenehm zum Verweilen.
Ab 1842 gestaltete Peter Joseph Lenné für Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Brühler Park als englischen Landschaftsgarten, dessen Elemente heute noch den Waldbereich bestimmen. Hier beherrscht der malerische Wechsel von Baumpartien und Wiesenflächen die Grundstimmung. Unregelmäßig geschwungene Wege und kleine Bachläufe führen zu den Wasserflächen der beiden Inselweiher.
Als technische Sensation der Zeit bezog Lenné auch die Eisenbahnstrecke der 1844 eröffneten Linie Köln-Bonn in die Gartengestaltung mit ein und führte sie über eine reich verzierte Eisenbrücke direkt durch den Bereich der Inselweiher. Damals bestimmt äußerst innovativ, heute eher lästig, Bahnverkehr fast im Minutentakt, da bleibt die Ruhe und Erholung doch auf der Strecke.
Jagdschloss Falkenlust
Nach den Jagdvergnügungen versammelte sich die höfische Gesellschaft zu Souper und Spiel in den kostbar ausgestatteten Innenräumen des Schloss Falkenlust. Unter den vollständig erhaltenen Räumen ragen die aufwändig ausgestatteten Kabinette hervor, die bereits 1763 der junge Mozart bewunderte.

In den Nebengebäuden wird in anschaulicher und informativer Weise die Falknerei dargestellt. Die Lebens- und Arbeitsweise der Falkner zeigt originalgetreu eingerichtete Falknerstube.

Schloss Falkenlust wurde im Jahre 1984 zusammen mit Schloss Augustusburg als ein Beispiel für ein einmalig erhaltenes Gesamtkunstwerk des Rokoko in Deutschland in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Ab 1730 entstand im Falkenlustbusch in unmittelbarer Nähe des Jagdschlosses eine der Maria Aegyptiaca geweihte Kapelle, die von Peter Laporterie in Form einer Staunen erregenden Eremitengrotte mit Muscheln, Mineralien und Kristallen ausgestaltet wurde.
Fazit
Die Schlösser Brühl befinden sich Recht auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Ein Besuch ist empfehlenswert, trotz der Einschränkungen beim Fotografieren. Im Frühjahr noch nicht so überlaufen, im Sommer mit den Wasserspielen aber bestimmt interessanter, verbrachte ich einen angenehmen Tag.
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